Fidelio, in Wien, 24. April 2019

„Anne Schwanewilms als Leonore ist in dieser Partie freilich nur für das Wiener Publikum neu. Die inzwischen vor allem als Strauss-Sängerin geschätzte Sopranistin hat ihre Gesangskarriere ursprünglich im Mezzofach begonnen und sich beim Umstieg in die höhere Stimmlage zunächst auf Rollen aus dem Zwischenfach konzentriert. Da kamen ihr Partien wie Wagners Senta und Beethovens Leonore, die sie 1999 zum ersten Mal konzertant im Hessischen Rundfunk gesungen hatte, gerade recht.

Jetzt, zwanzig Jahre später, versteht sie es, ihre große Stimme sorgsam zurückzunehmen und so die Figur mit jener Mixtur aus Kraft und Verletzlichkeit auszustatten, die für sie so charakteristisch ist. Schwanewilms besticht mit einer so gut wie vibratolosen Mittellage und fügt sich damit wunderbar in das liedhaft gehaltene Quartett „Mir ist so wunderbar“ im ersten Akt ein, gestaltet aber auch ihre große Arie „Abscheulicher! Wo eilst du hin?“, in der sie sich angesichts der mörderischen Absichten Don Pizarros selbst Mut zuspricht, zu einem ergreifenden Bekenntnis.“

Manfred A. Schmid, onlinemerker.com, 24. April 2019